Abschluss der Domgrabungen
Die seit rund drei Jahren laufenden archäologischen Untersuchungen im Aachener Dom haben einen vorläufigen Abschluss gefunden. Zwar sind die Dokumentationsarbeiten noch nicht vollständig erfolgt, doch wird es keine nennenswerten Erdarbeiten mehr geben.
Der letzte Bauabschnitt umfasste das Eingangsjoch im Westen sowie die Vorhalle. Im Eingangsjoch wurden unter anderem Reste eines großen römischen Wasserkanals entdeckt, der offenbar im Zusammenhang mit den so genannten Münsterthermen steht. In der Vorhalle wurden wie erwartet zahlreiche spätmittelalterliche Grabanlagen gefunden. Sie wurden bereits bei den Grabungen 1910/11 aufgedeckt und konnten nun mit modernsten Methoden neu dokumentiert und vermessen werden.
Die seit den 1980er Jahren bestehende Theorie des damaligen Dombaumeisters Leo Hugot, das ursprüngliche Grab Karls des Großen hätte sich in der Vorhalle befunden, konnte nicht bestätigt werden. Die große, auf der Längsmittelachse der Vorhalle gelegene Gruft bestand aus frühneuzeitlichen Feldbrandziegeln. Darüber hinaus wurde bei Erbauung dieses Grabes eine ältere Bestattung gestört. Diese wiederum wurde ausweislich der darin geborgenen Funde frühestens im 12./13. Jahrhundert eingebracht.
Unter und zwischen den Gräbern hatten sich überraschenderweise noch umfangreiche römische Siedlungsschichten erhalten. Bedeutsam sind Reste aus der Gründungsphase des römischen Aachen. Neben Spuren von Holzbauten fand sich eine Grube, die mit zahlreichem verbranntem organischem Material verfüllt war. Es handelt sich vorwiegend um Tierknochen und Holzkohle, aber auch um Getreide und Nüsse. Es könnte sich dabei um die Hinterlassenschaften eines Brandopfers handeln. Die Materialien wurden von Gary White M.A. (Tierknochen) und dem Institut für Archäobotanik der Universität zu Köln näher untersucht.
Unter den zahlreichen Funden des letzten Bauabschnitts verdienen einige Stücke besondere Beachtung: Unter den mehr als 100 Münzen konnte eine spätkeltisch-frührömische Prägung identifiziert werden (so genannte Atuatukermünze). Aus staufischer Zeit stammt ein Warengewicht aus Blei mit Darstellung eines Bischofs. Überraschenderweise konnten annähernd 20 spätmittelalterliche Pilgerzeichen entdeckt werden. Zum Teil vollständig, zum Teil fragmentiert gelangten diese Objekte aus uns noch nicht ersichtlichen Gründen in den Schutt der Vorhalle. Die Auswertung muss zeigen, ob es sich ausschließlich um Aachener Pilgerzeichen handelt, oder ob auch solche anderer Pilgerstätten dorthin gelangten.
Insgesamt können die abgeschlossenen Arbeiten als großer Erfolg gewertet werden. Die Phase der Aufarbeitung verspricht weitere Erkenntnisse zu fast allen bedeutenden Epochen der Aachener Geschichte.