Der Stadtarchäologe Andreas Schaub hat mit seinem ehrenamtlichen Team an der Hartmannstraße mehrere Fundstücke bergen können, die die Geschichte Aachens vom 4. Jahrhundert bis in das 16. Jahrhundert verdichten.
Als Ende September 2020 Bauarbeiten an der Hartmannstraße begannen, die Polleranlage erhält eine Entwässerungsanlange, ahnte Stadtarchäologe Andreas Schaub noch nicht, dass er nur wenige Tage später genau dort Alltagsgegenstände und Baumaterialien aus mehreren Jahrhunderten Stadtgeschichte finden würde: „Wir haben unglaublich wichtige Informationen über die Römerzeit bis in die frühe Neuzeit erfahren. Unsere Funde sind kein kleines Mosaiksteinchen, sondern ein großer Stein“, steht für den Stadtarchäologen fest.
Schriftliche Quelle deckt archäologische Funde
Schaub, der die Baumaßnahmen von Anfang an begleitete, konnte anhand verschiedener Erdschichten Funde aus der Antike und dem Mittelalter sichern und erste historische Schlüsse ziehen: „Spannend ist, dass jetzt wissen, dass erst im 12. Jahrhundert der Abbruch römischer Bausubstanz beginnt. Kaiser Karl herrschte in einer römischen Stadt.“
Dass entlang der Hartmannstraße im hohen Mittelalter gleich mehrere Häuser gestanden haben müssen, bestätigt eine schriftliche Quelle aus den Jahren 1136/1137: „Lothar III. hat damals dem Kloster Stablo-Malmedy den Besitz mehrerer Gebäude am heutigen Elisengarten bestätigt. Die Harduinstraße, die in der Quelle genannt wird, ist heute die Hartmannstraße. Schrift und Fund decken sich“, erklärt Schaub.
Neben der Erkenntnis, dass mittelalterliches Leben in römischen Bauten länger als bisher gedacht bestand, wurden auch Abfälle aus der Eisenproduktion, Tierknochen, Alltagsgegenstände wie ein Stück eines Kamms, Scherben von Töpfen, Tellern und Schüsseln sowie Münzen gefunden: „Unsere Funde passen zu Grabungen, die wir bereits in anderen Gebieten der Stadt durchgeführt haben. Hier an der Hartmannstraße können wir ganz klar und deutlich sehen, wie lange die Stadt römisch geprägt war“, fügt er an.
Dass Archäologie nicht nur Hinweise über antikes und mittelalterliches Leben geben kann, beweist eine schmale Mauer, die Schaub ebenfalls bergen konnte. Das Präsidialgebäude, das bis zum Anfang der 1950er Jahre nahe des Doms angesiedelt war, wurde damals nicht vollends neugebaut, sondern nachweislich auf Mauern des 16. Jahrhunderts errichtet.
Besonderer Münzfund
„Passend zur Ausstellung im Centre Charlemagne“ empfindet der Stadtarchäologe den Fund einer Kupfermünze, die vermutlich Karl V. zugeordnet werden kann: „Wenn man genau hinsieht, ist ‚Carol‘ lesbar und ein Mann mit Bart und Krone schaut den Betrachterinnen und Betrachter direkt in die Augen. Eine historische Bestimmung wird uns weitere Informationen bringen“.