Historischer Paubachkanal in der Weberstraße freigelegt

Historischer Paubachkanal in der Weberstraße freigelegt

Das Absatzbeckens stammt vermutlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert /17.09.2009
 

Ein exzellent erhaltenes Teilstück des Paubachkanals ist bei Bauarbeiten an der Weberstraße freigelegt worden. Archäologen der Firma SK ArchaeoConsult aus Aachen haben inmitten des heutigen Straßenverlaufs an der Einmündung zum Boxgraben unter anderem das Mauerwerk eines Absatzbeckens entdeckt, das vermutlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert stammt.

 

Diese Becken dienten dazu, dass sich auf längeren Kanalstrecken Schwebeteilchen absetzen konnten. Es enthielt Verfüllungsmaterial aus dem 19. Jahrhundert, so dass man davon ausgeht, dass der Kanal bis in diese Zeit noch benutzt worden ist. Der jetzt aufgedeckte Kanal entspricht dem Verlauf der Pau seit dem frühen 14. Jahrhundert. Die Pau floss offen und nicht – wie heute – unterirdisch. In den nächsten Tagen wird die Fundstelle wieder zugeschüttet.

 

Vor einigen Monaten ist rund zehn Meter weiter östlich ein aus römischer oder karolingischer Zeit stammender Verlauf des Paubachs gefunden worden. Die Verwaltung prüft, ob man diesen Kanal in Form eines archäologischen Fensters dauerhaft sichtbar machen könnte.

Paubachkanal in der Weberstraße
Münzfunde liefern weitreichende historische Erkenntnisse

Münzfunde liefern weitreichende historische Erkenntnisse

Universität Frankfurt katalogisiert römische Münzen aus der Region Aachen / 08.09.2009

 

Auf den ersten Blick nimmt man sie als kleine Lehmklümpchen wahr. Erst bei näherem Hinschauen kann man erkennen, dass sich mehr dahinter verbirgt: Es sind Bronzemünzen aus der Zeit der Merowinger. Kein Wunder, dass die Archäologen sie bei der Domausgrabung in den Jahren 1910-1911 nicht entdeckt hatten. “Damals kannte man keine Metalldetektoren und hatte schlechteres Licht”, meint der Aachener Stadtarchäologe Andreas Schaub. In den vergangenen Wochen sind sie mit moderner Technik aus dem damaligen Ausgrabungsschutt geborgen worden, der jetzt neu untersucht wird. Und liefern ein weiteres Indiz für die Vermutung, dass Aachen auch in der Zeit nach den Römern und vor den Karolingern durchgängig besiedelt worden ist.
  

Die kleinen, unscheinbaren Münzen lassen weitere, spannende Rückschlüsse über die große Geschichte der Kaiserstadt ziehen: Bislang ungeklärt ist zum Beispiel die Frage, ob Aachen im Zuge der großen Bataver-Aufstände ebenfalls zerstört worden ist. Im Jahr 69 n. Chr. haben germanische Völker gegen die Römer revoltiert, der Aufstand ist im Herbst des Jahres 70 n. Chr. niedergeschlagen worden. Wahrscheinlich sei Aachen unversehrt geblieben, meint Dr. Holger Komnick von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt. Denn in solchen Zeiten haben die Menschen Verstecke mit ihren Geldvorräten angelegt, es müssten also mehr Münzen gefunden werden. Eine solche Häufung sei in Aachen jedoch nicht festzustellen.

 

Komnick ist gerade damit beschäftigt, ein umfangreiches wissenschaftliches Werk über die Münzfunde in der Region Aachen zu schreiben. Der 600 Seiten starke Band ist Teil der renommierten Reihe “Fundmünzen der Römischen Zeit in Deutschland (FMRD)”. Er analysiert nicht nur aktuelle Funde aus den Ausgrabungsstätten im Dom und im Elisengarten, sondern durchstöbert die Archive in den Museen. So konnte er eine seltene nordspanische Münze im Magazin des Suermondt-Ludwig-Museums entdecken. Sie wurde in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts in der Minoritenstraße gefunden und stammt aus der Zeit des römischen Kaisers Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.). Wie kam sie nach Aachen? Sie hatte eine Provinzialprägung, wurde also nur für den regionalen Geldumlauf geprägt und nicht für den Handel verwendet. Außerdem war ihr Wert zu gering. Komnick glaubt, dass sie ein Soldat der spanischen Truppen mit nach Aachen gebracht hat, die im Jahre 13 v. Chr. im Legionslager Xanten stationiert waren. Sie haben sich im Militärbad in Aachen erholt.

 

Offenbar haben sich auch Teilnehmer an der Varus-Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 n. Chr. in Aachen regeneriert. So wurden hier Münzen gefunden, die einen Stempel des römischen Feldherren tragen.

 

Vor allem das Militär sei damals der Hauptgeldträger gewesen, meint Holger Komnick. Die Bauern hingegen waren meistens Selbstversorger oder haben Tauschhandel betrieben. “Allerdings mussten die Steuern mit Geld bezahlt werden”, erläutert der Frankfurter Wissenschaftler.

 

Auch eine seltene Bronzemünze der Ostgoten wurde in Aachen gefunden, die vermutlich von einem Soldaten stammt, der nach der militärischen Niederlage seines Volkes im 6. Jahrhundert zu den Franken übergelaufen ist.

 

Die Arbeit des Frankfurter Numismatikers ist für Schaub ein weiterer Beleg dafür, dass Aachen derzeit stark im Mittelpunkt des internationalen wissenschaftlichen Interesses steht. So ist die Stadt Gegenstand des Diskurses auf einem Kongress über historische Erdbeben in Spanien und auf einem Sachsen-Kongress in Maastricht.

Spurensuche auf dem Maisacker

Spurensuche auf dem Maisacker

Die Planungen für die Präsentation der archäologischen Funde im Elisengarten sind im Gange / 11.12.2009
 

Im Vorfeld geplanter Baumaßnahmen in Haaren (Charlottenburger Allee) untersuchte die Stadtarchäologie die derzeit noch landwirtschaftlich genutzten Flächen. Es bestand der Verdacht, dass sich hier Spuren der spätmittelalterlichen Aachener Landwehr finden würden. Zu diesem Zweck wurden auf den abgeernteten Maisäckern Suchschnitte von insgesamt ca. 200 m Länge angelegt und untersucht.

 

Es zeigte sich, dass die Landwehr nicht durch das betreffende Gelände, sondern wohl unmittelbar südlich davon verlaufen sein muss. Die Sondierung erfasste jedoch eine große Materialgrube des 19. Jahrhunderts. Hier wurde wohl zu Bauzwecken Lehm abgebaut und die dabei entstandene Grube unter anderem mit Hausabfällen verfüllt.

 

Eine oberflächliche Prospektion der Ackerflächen erbrachte darüber hinaus zahlreiche Keramikscherben des hohen und späten Mittelalters sowie der frühen Neuzeit. Diese Funde belegen allerdings keine Besiedlung an dieser Stelle. Vielmehr handelt es sich um die typische „Ackerstreu“, also die frühere Abfallentsorgung auf Äckern. Es kann anhand der Funde davon ausgegangen werden, dass eine landwirtschaftliche Nutzung an dieser Stelle bereits im 11./12. Jahrhundert einsetzte.

 

Die Arbeiten wurden maßgeblich durch Mitglieder des „Arbeitskreis Archäologie in Aachen“ (AAA) unterstützt.

Suchschnitte von ca. 200 m Länge