Pfalzenforschung: Spannende Vorträge vom 8. bis 10. November im Centre

  • Stadtarchäologie und Centre Charlemagne begrüßen gemeinsam mit Kooperationspartnern zahlreiche Fachleute zu einer hochkarätigen Tagung in Aachen.
  • Thema sind die spannenden Forschungen zu den „Frühmittelalterlichen Herrschersitzen“.
  • Geschichtsinteressierte Bürger*innen sind zum Auftakt am Dienstag, 8. November, zum öffentlichen Vortrag des Archäologen Ferdinand Heimerl ab 19.30 Uhr ins Centre Charlemagne eingeladen. Weitere Veranstaltungen am Mittwoch und Donnerstag. Als alter Herrschersitz, als Stadt Karls des Großen, als eines der großen Machtzentren des frühen Mittelalters bietet das moderne Aachen in diesem Jahr die perfekte Bühne für eine hochkarätig besetzte internationale Historiker- und Archäologentagung. Unter dem Titel „Frühmittelalterliche Herrschersitze und der Norden – Machtzentren zwischen Diplomatie, Wissenstransfer und Wirtschaft“ findet sie vom 8. bis zum 10. November im Centre Charlemagne statt.

Freuen sich auf spannnende Vorträge im Centre Charlemagne: Stadtarchäologe Andreas Schaub (l.) und Prof. Frank Pohle. Foto: Stadt Aachen / Lena Hoof

 

Besucher*innen sind herzlich willkommen!

 

Zum Auftakt der viertägigen Veranstaltung lädt die Stadt Aachen gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern alle interessierten Bürger*innen zu einem öffentlichen Vortrag ein: Der renommierte Archäologe Ferdinand Heimerl spricht am Dienstag, 8. November, zum Thema „Ein Abglanz imperialer Macht – Zur Entwicklung der ehemaligen Kaiserresidenz Trier und des Trierer Landes im Frühmittelalter“. Die Begrüßung übernehmen Bürgermeisterin Hilde Scheidt und Aachens Stadtarchäologe Andreas Schaub. Beginn der Veranstaltung im Centre Charlemagne, Katschhof 1, ist um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Gemeinsam mit Prof. Frank Pohle, Leiter des Centre Charlemagne, freut sich Stadtarchäologe Andreas Schaub sehr auf die besonderen Tage. „Pfalzenforschung und Aachen hat eine lange Tradition. Seit rund 15 Jahren finden sich Spezialisten aus Geschichtsforschung und Archäologie in einem Arbeitskreis zum regelmäßigen fachlichen Austausch zusammen. Wir sind stolz, in diesem Jahr Gastgebende des internationalen Fachkreises sein zu dürfen, bei dem erstmals der Blick auch nach Nordeuropa gelenkt wird”, sagte Schaub bei der Vorstellung des Tagungsprogramms im Rahmen eines Pressegesprächs am Freitag (4. November). Frank Pohle ergänzte: „Nachdem im Umfeld des Karlsjubiläums 2014 wichtige Impulse zur frühmittelalterlichen Pfalzenforschung aus Aachen gekommen sind, freuen wir uns ganz besonders, jetzt wieder einmal eine bedeutende internationale Fachtagung im Centre Charlemagne beherbergen zu können.“

 

 

Historisches Aachen am 10. November im Fokus

 

Die diesjährige Tagung in Aachen, zu der Fachleute aus dem In- und Ausland anreisen, findet an einem zentralen Ort der Karolinger und des europäischen Frühmittelalters statt. Im Herzen des fränkischen Reiches gelegen, gehörte Aachen zu den wichtigsten Herrschaftssitzen jener Zeit. Zudem fand hier eine Vermittlung zwischen zwei Welten, dem „wilden“ Norden und dem „zivilisierten“ Süden statt. Das Aachener Programm vom 8. bis zum 10. November besticht im Centre durch gut 15 Fachvorträge, zu denen interessierte Zuhörer*innen ebenfalls herzlich eingeladen sind. Die aktive Teilnahme an den Diskussionen im Rahmen der Tagung ist den Fachleuten vorbehalten. Aachener Themen stehen am Donnerstag, 10. November, im Fokus des Interesses. Ab 14 Uhr spricht RWTH-Historiker Prof. Harald Müller über „Das Aachen der Karolinger. Konjunkturen eines Zentralorts“ (Moderation: Frank Pohle), anschließend stellt Andreas Schaub anhand seiner archäologischen Arbeit „Aachen im Frühmittelalter“ vor. Den Abschluss bildet der Vortrag „Zwischen Befund und Topos. Die mittelalterliche (Re-)Konstruktion der römischen Vergangenheit Aachens im Spiegel ausgewählter archäologischer Befunde“ von Patrick Kremser.

Die Diskussionen der im Jahr 2018 in Ingelheim und im Jahr 2019 in Mayen durchgeführten Tagungen zeigten ein großes Interesse und den Bedarf, die Themenschwerpunkte geographisch nach Norden zu erweitern. Bei der diesjährigen Fachtagung werden vor allem die gegenseitigen Einflüsse sowie die Genese vieler archäologischer und historischer Phänomene präsentiert, verglichen und (neu) interpretiert. Im Fokus des internationalen wissenschaftlichen Kreises liegen zum einen die Architektur- und Bauüberreste unter anderem von Haithabu, Schleswig und Starigard-Oldenburg. Zum anderen werden die gegenseitigen Kontakte und der Warenaustausch des Nordens mit den südlich gelegenen Macht- und Wirtschaftszentren, wie z.B. Aachen, Köln, Trier, Ingelheim oder Mayen, breit thematisiert.

Die Herrschersitze gehörten im Mittelalter zu den wichtigsten Stützen der Macht. Sie dienten der Kommunikation und der Kontaktpflege auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene. Sie bildeten einen Treffpunkt des Zusammenkommens und Zusammenwirkens ganz unterschiedlicher Interessensgruppen. Zudem bündelten Herrschersitze den diplomatischen Austausch, prägten den Wissenstransfer und wirkten als Schaltzentralen der Wirtschaft. Zwischen diesen Säulen der Macht zirkulierten die Menschen, die innovativen Ideen sowie Waren aller Art, was archäologisch und (bau-)historisch nachweisbar ist.

Veranstalter der Tagung ist die Stadt Aachen mit der Stadtarchäologie und dem Stadtmuseum Centre Charlemagne. Kooperationspartner sind das Historische Institut der RWTH Aachen, Lehrstuhl für Mittlere Geschichte; das Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie Kompetenzbereich Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte Mayen; die Stadt Ingelheim am Rhein, Forschungsstelle Kaiserpfalz; das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie, Schleswig; das Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, Frankfurt am Main; der Arbeitskreis Pfalzenforschung.

 

 

Weitere Infos:

 

Kurzfassung des Vortrags von Ferdinand Heimerl zu „Ein Abglanz imperialer Macht – Zur Entwicklung der ehemaligen Kaiserresidenz Trier und des Trierer Landes im Frühmittelalter“:

In der Spätantike war Trier als Hauptstadt der nordgallischen Diözese und der Provinz Belgica prima, als Münzstätte, Bischofssitz, Sitz des Praetorianerpraefekten und insbesondere als Kaiserresidenz ein herausragendes Machtzentrum. Mit dem Abzug der Residenz und der Praetorianerpraefektur im späten 4. Jh. verlor die Stadt an Bedeutung. In der ersten Hälfte des 5. Jhs. soll Trier von zahlreichen Zerstörungen heimgesucht worden sein, die zu einer Verödung der ganzen Stadt geführt hätten. Die Zerstörungen lassen sich im archäologischen Befund jedoch nicht fassen und eine vermeintliche Lücke im Fundgut des „dunklen“ 5. Jhs. lässt sich durch neuere Studien zur Materialchronologie schließen. Der Vortrag soll anhand der archäologischen Evidenz zeigen, wie sich das spätantike Machtzentrum Trier mit seinem Umland im Frühmittelalter als bedeutende Siedlungslandschaft fortentwickelte. Behandelt werden die Siedlungstopografie (Weiter- bzw. Umnutzung spätantiker Bausubstanz sowie frühmittelalterliche Neubauten), die Sepulkraltopografie (Weiterbelegung bzw. Neugründung von Bestattungsplätzen) sowie die Sakraltopografie (Kirchen- und Klosterwesen) in Trier und im Trierer Land. Älteren Forschungsansätzen werden hier auch aktuelle Neufunde der GDKE/Landesarchäologie Trier gegenübergestellt. Schließlich werden ausgewählte Materialgattungen diskutiert, um den Wissenstransfer handwerklicher Produktionsabläufe, Wirtschaftskreisläufe und weitreichende Fernkontakte zu illustrieren. Ausgehend von der Spätantike soll der Vortrag eine Brücke zu den frühmittelalterlichen Herrschersitzen und deren Fernbeziehungen schlagen.

 

 

Das öffentliche Programm

 

Alle Tagungstermine finden im Centre Charlemagne, Katschhof 1, statt.

 

Dienstag,8. November 2022

 

  • 19.30 Uhr: Öffentlicher Vortrag: Ein Abglanz imperialer Macht – Zur Entwicklung der ehemaligen Kaiserresidenz Trier und des Trierer Landes im Frühmittelalter (Ferdinand Heimerl); zuvor gibt es ein Grußwort von Hilde Scheidt, Bürgermeisterin der Stadt Aachen, Stadtarchäologe Andreas Schaub begrüßt zur Tagung

 

Mittwoch, 9. November 2022

 

  • 9 Uhr: Einführung in das Tagungsthema (Matylda Gierszewska-Noszczyńska, Oliver Grimm, Lutz Grunwald Moderation: Oliver Grimm) 9.30 Uhr: Einflüsse der Pfalzenarchitektur auf Königshöfe im frühmittelalterlichen Skandinavien – Birka-Korshamn, karolingerzeitliche Tissø-Anlagen und die salierzeitliche Pfalz in Schleswig? (Sven Kalmring)
  • 10 Uhr: Königslandschaft an der Schlei – Danewerk, Haithabu und Schleswig in diachroner Perspektive (Thorsten Lemm)
  • 11 Uhr: Einfluss aus dem Süden auf repräsentative Architektur im Norden? Von Starigard-Oldenburg für das Westslawische hin zu Avaldsnes für Südwest- und Borg für Nordnorwegen (Oliver Grimm, Moderation: Sven Kalmring/Thorsten Lemm)
  • 11.30 Uhr: The distribution of coarse ware and Mayen ware in the northern Netherlands (Angelique Kaspers)
  • 13.30 Uhr: Wirtschaft, Handel und Politik – Zeugnisse der Fernkontakte in den Norden aus archäologischen und historischen Quellen zu Ingelheim (Matylda Gierszewska-Noszczyńska/Ramona Kaiser, Moderation: Holger Grewe) 14 Uhr: Die Region um Frankfurt als Kontaktzone zum Norden – eine Spurensuche (Caspar Ehlers)
  • 15 Uhr: Handelsgüter oder Händlerhaushalt – Rheinische Keramik im Nord- Ostseeraum (Christoph Keller, Moderation: Lutz Grunwald)
  • 15.30 Uhr: Trier und der Friesenhandel (Lukas Clemens)
  • 16 Uhr: Schlussdiskussion

 

Donnerstag, 10. November 2022

 

  • 9 Uhr: The short 5th century: up-to-date data and views of the transition from Roman Britain to Anglo-Saxon England (John Hines, Moderation: Caspar Ehlers)
  • 10 Uhr: How did aristocrats live in Merovingian and early Carolingian times? An archaeological enigma (Frans Theuws)
  • 11 Uhr: Die imperiale Stadt und ihr Hinterland – Transkulturelle Perspektiven auf Aachen und Karakorum (Susanne Reichert, Moderation: Matylda Gierszewska-Noszczyńska)
  • 11.30 Uhr: Colnaburch / Köln, das mittelalterliche Macht- und Wirtschaftszentrum und seine Kontakte mit dem Norden (Thomas Höltken)
  • 12 Uhr :Frühmittelalterliches Fundgut als Nachweis für individuelle Fernkontakte, kriegerische Handlungen und Wirtschaftsbeziehungen mit dem Norden: Der Raum Mittelrhein und Untermosel (Lutz Grunwald)
  • Ab 14 Uhr: Das Aachen der Karolinger. Konjunkturen eines Zentralorts. (Harald Müller, Moderation: Frank Pohle) Aachen im Frühmittelalter – Archäologische Spuren (Andreas Schaub) Zwischen Befund und Topos. Die mittelalterliche (Re-)Konstruktion der römischen Vergangenheit Aachens im Spiegel ausgewählter archäologischer Befunde (Patrick Kremser)
  • 17 Uhr: Schlussdiskussion