Spätrömischer Wehrgraben am Katschhof gefunden

Spätrömischer Wehrgraben am Katschhof gefunden

Die Historiker haben es schon vor hundert Jahren vermutet, doch jetzt gibt es Gewissheit: In spätrömischer Zeit war der „Markthügel“ Aachens offenbar von einem Wehrgraben umgeben. / 14.07.2011
 

Im 5. Jahrhundert wurde dieser etwa sechs Meter breite und zwei Meter tiefe Graben wieder verfüllt. Dies ist eine Erkenntnis aus den archäologischen Ausgrabungen, die den Bau der Fernwärmeleitungen am Markt und Katschhof begleiten. „Der Markt war umfriedet, die Bürger der Stadt haben sich in den Wirren der Völkerwanderung dahin zurückziehen können“, glaubt Stadtarchäologe Andreas Schaub. An der Baustelle wurde dieser Graben auf einer Länge von etwa zwanzig Metern verifiziert. Was genau in vorkarolingischer Zeit auf dem Markt gestanden hat, darüber gibt es nur Mutmaßungen. „Wir haben keine brauchbaren Erkenntnisse“, so Schaub, „es ist zu vermuten, dass der Vorläufer des heutigen Rathauses nicht nur zufällig an dieser Stelle gebaut wurde.“

 

Bei den Ausgrabungen wurde darüber hinaus das bislang älteste Fragment mit christlicher Symbolik Aachens entdeckt: Auf einer Scherbe einer Keramikschüssel sind ein Kelch und Weintrauben abgebildet. Sie stammt wahrscheinlich aus dem ersten Drittel des 5. Jahrhunderts und wurde im Nordosten des heutigen Frankreichs hergestellt. Funde von Hirschgeweihen deuten auf die Produktion von Messergriffen hin.

 

Auch am ehemaligen Brot-Schneider-Parkplatz an der Prinzenhofstraße haben Andreas Schaub und seine Mitarbeiter interessante Entdeckungen gemacht. Dort kamen Reste einer frühmittelalterlichen Grabstätte zum Vorschein, die offenbar beraubt worden ist. „Das Skelett war in großen Teilen intakt, nur der Kopf- und Brustbereich war durcheinander“, so Schaub. Das deute darauf hin, dass die Beigaben von Brustschmuck später entfernt worden sind. „Die Beigabensitte endet um das Jahr 700“, erläutert der Stadtarchäologe.

 

Darüber hinaus wurden dort spätgotische Tonreliefs mit Heiligendarstellungen gefunden. Sie wurden als „Model“ bei der Produktion von Pilgerzeichen verwendet, die man zum Beispiel am Hut oder an der Kleidung trug zum Zeichen, bei der Heiligtumsfahrt dabei gewesen zu sein. Sie werden in nächster Zeit im Haus Löwenstein ausgestellt.