Die Römer in Aachen

ca. 20 v. Chr. – ca. 450 n. Chr.
Warme Quellen führen die Römer nicht nur vom Rhein nach Aachen

Anders als früher vermutet geht das römische Aachen nicht auf eine militärische Garnison zurück. Man geht heute davon aus, dass die Römer eine Kette von militärischen Stützpunkten und Stadtgründungen den Rhein entlang angelegt haben. Von dort aus, aber auch aus dem Inneren Galliens, zogen Kundschafter in die umliegenden Regionen, um nach Bodenschätzen, feindlichen Stämmen und eben auch Thermalquellen Ausschau zu halten. Eine dieser Patrouillen wurde im heutigen Aachen fündig, was die Gründung mehrerer Thermalbäder im Raum des heutigen Aachens nach sich zog.

 

Wer an römische Gebäude denkt, denkt an Marmor,  Mosaiken, Wandmalereien, Fußbodenheizungen und reich verzierte Fassaden. Solche Bauten standen aber nicht nur in Rom oder Pompeji, sondern auch im römischen Aachen.

 

Bauausstattung und Schriftkundigkeit zeigen uns ebenso einen gewissen Romanisierungsgrad wie die Verwendung von Öllampen (Bild unten links).

Öllampe mit mythologischer Darstellung (1. Jh. n. Chr.). aus römischen Siedlungsschichten am Büchel.

Die ersten Römer

In den Jahren um Christi Geburt beginnt das römische Aachen.

Eine Silbermünze des Augustus aus den Jahren 22 – 19 v. Chr., eine Scherbe eines aus Italien importierten Tellers (Terra sigillata) sowie die stark gebogene Gewandbrosche (Fibel) vom Aucissatyp gehörten den ersten Bewohnern im heutigen Elisengarten.

Schon die Holzbauten Am Hof, aus der ersten Hälfte des 1. Jh. n. Chr., besaßen Ziegeldächer und bemalte Wände. Das gezeigte Wandverputzfragment trägt Reste einer Inschrift. Eine weitere Inschrift aus der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. ist uns als Namensgraffito auf der Unterseite eines Tellers überliefert.

Dieser vielleicht älteste namentlich bekannte Aachener wohnte in der „Hartmannstraße“ und hieß wohl CASS(I)US.

Aachen – römische Bäderstadt

Badeleben in einer römischen Therme

Von der einst reichen Ausstattung der Therme unter dem Dom haben sich zwar nur kleinteilige Reste erhalten. Sie belegen aber den höchsten Standard damaliger Bautechnik. Beheizte Mörtelfußböden (Estriche) mit Ziegelplattenbelag oder Mosaik, mit Marmor verkleidete Badebecken, verputzte und farbig bemalte Wände, Bauornamentik aus Kalkstein, verglaste Fenster und Dächer mit Ziegel- oder Schieferdeckung.

Ein 3-D-Rekonstruktion
Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der RWTH Aachen und der Universität zu Köln wurde ein dreidimensionaler Rekonstruktionsvorschlag der Thermen unter dem Dom – der so genannten Münsterthermen – erstellt, um das Gebäude zumindest virtuell aus seinen Ruinen auferstehen zu lassen. Dadurch erschließt sich auch dem heutigen Betrachter die imposante Erscheinung dieses Gebäudes.

Thermen im Rohbau
Obwohl wir durch die Funde aus den Münsterthermen wissen, dass es Mosaikböden, Marmorverkleidung und bemalte Wände gab, haben wir bewusst auf eine Darstellung verzichtet. Wir wissen ja nicht, welche Ausschmückung wie in welchen Räumen angebracht war. So sehen wir die Thermalbaderäume im Zustand, bevor der Innenausbau abgeschlossen war.

Römer überall

Funde aus den Thermen belegen nicht nur die reiche Bauausstattung mit Marmor und bemalten Wänden. Zahlreiche Haarnadeln und feine Kämme belegen, dass auch Frauen dort gebadet haben.

 

Im Alltag bevorzugten die römischen Frauen eher eine praktische Frisur, bei der die zu einem Zopf geflochtenen Haare im Nacken zu einem Knoten festgesteckt wurden. Im Laufe des 1. Jahrhunderts n.Chr. gewannen aber die teils recht komplizierten Frisuren der Frauen des Kaiserhauses immer mehr an Beliebtheit.


Die große Zahl der im Thermenbereich gefundenen Nadeln aus Bein und Bronze könnte von den weiblichen Badegästen stammen oder aber ein Hinweis auf dort ansässige Friseure (tonsores) sein, die den Besucherinnen zu üppiger Haarpracht verhalfen. Zumindest dienen sie als Beleg, dass die Thermen auch von Frauen aufgesucht wurden.

Da der Werkstoff Knochen in großen Mengen zur Verfügung stand, wurden auch einfache, durchlochte Nähnadeln aus diesem Material hergestellt.

Ging man bislang davon aus, dass die römische Siedlung in Aachen in spätrömischer Zeit (seit Ende des 3. Jh. n. Chr.) nur noch in reduzierter Form bestanden hat, so findet man inzwischen spätrömische Objekte des 3. – 5. Jh. n. Chr. im ganzen ursprünglichen Siedlungsbereich. Neben den relativ zahlreichen Münzen aus den laufenden Domgrabungen sind es Reste von groben Kochtöpfen aus Mayen. Aber auch das mit Rollrädchen verzierte, typisch spätrömische Tafelgeschirr (Terra sigillata) aus Nordostgallien (Argonnen) wurde bis ins 5. Jh. nach Aachen importiert.