Ausgewählte Fundorte
Inhalt
Aachener Dom
Bedeutsam sind Reste aus der Gründungsphase des römischen Aachen
Zwischen 2007 und 2010 fanden im Umgang des karolingischen Oktogons – dem sogenannten Sechzehneck – archäologische Untersuchungen durch die Stadtarchäologie Aachen statt. Die Arbeiten waren eingebunden in eine Sanierungsmaßnahme der Dombauleitung.
Dadurch ergab sich einerseits die Chance, Bereiche neu zu dokumentieren, die bereits 1910/11 ausgegraben und wieder zugeschüttet wurden. Andererseits wurden auch noch völlig neue Befunde angetroffen. Die Funde reichen von der Jungsteinzeit über die keltische und römische Zeit bis in das frühe Mittelalter.
Warum eine neue Ausgrabung?
Teile der Dokumentation sowie alle Fundobjekte der Altgrabung gingen während des Zweiten Weltkriegs verloren. Die neuen Grabungen hatten zwei Ziele: den alten Grabungsschutt nach Fundobjekten zu durchsuchen sowie eine komplette Bauaufnahme der karolingischen Fundamente und der darunter liegenden römischen Thermenreste zu erstellen.
Alexanderstraße
Gestörte Totenruhe
Im Jahr 1906 wurde in der Alexanderstraße ein spätrömischer Friedhof des 4./5. Jahrhunderts entdeckt. Es ist bis heute das einzige Gräberfeld des römischen Aachen von dem wir genaueres wissen. Spätere Funde vollständiger Gefäße aus der Peterstraße werden mit diesem Friedhof in Verbindung gebracht. Teile der Funde sind heute verschollen. Die spektakulären Gläser (unter anderem ein reich verziertes Trinkhorn) sind heute im Rheinischen Landesmuseum Bonn aufbewahrt.
Boxgraben
Wasser für Aachen – aber wann?
2009 wurde bei Straßen- und Kanalarbeiten der Stadt Aachen und der Stawag im Boxgraben der ursprüngliche Pau-Kanal entdeckt. Das mächtige Bauwerk wurde durch die Firma sk ArcheoConsult von Dr. Detlev von Brandt dokumentiert. Da keine Fundstücke geborgen werden konnten, bleibt die Datierung des Kanals offen. Die Verwendung von durch Ziegelmehl rot gefärbtem Mörtel könnte für römische oder karolingische Zeit sprechen. Künftige naturwissenschaftliche Analysen (C14) müssen Klarheit bringen.
Elisengarten – Ein Streifzug durch die Jahrtausende
Von August 2008 bis Februar 2009 wurden am Elisengarten Ausgrabungen vorgenommen, an die Altertumsforscher große Hoffnungen knüpften. Andreas Schaub, Archäologe der Stadt Aachen, und Projektleiter Gary White sollten Licht in das Dunkel einer Zeit bringen, die bisher nur wenig erforscht wurde.
Die Wissenschaftler hofften, Antworten zu finden auf zahlreiche ungelöste und spannende Fragen zur Stadtgeschichte Aachens: „Als einzigartige Chance für Aachen“ bezeichnete Schaub die Ausgrabungen am Elisengarten. Denn solche großen, freien, über die Jahrhunderte hinweg unbebauten Flächen, über die man weiß, dass sie eine Fülle historischen Materials beherbergen, sind äußerst selten. Zudem sind Ursuliner- und Hartmannstraße, an die der Elisengarten grenzt, nicht nur die ältesten, urkundlich erwähnten Straßen der Kaiserstadt, sie sollen sogar schon in der Römerzeit vorhanden gewesen sein.
Zahlreiche offene Fragen konnten beantwortet werden
Tatsächlich wurden Belege dafür gefunden, dass sich die Menschen, die um 3000 v.Chr. am Lousberg Feuerstein abgebaut haben, im heutigen Zentrum von Aachen niedergelassen hatten. Außerdem weiß man jetzt mit hinreichender Sicherheit, dass die Stadt Aachen in merowingischer Zeit (400 bis 700 n.Chr.) durchgängig besiedelt worden ist. Die Römer hatten Aachen nicht nur als Badestätte genutzt, sondern Häuser bewohnt, die etwa 35 bis 50 Meter lang waren und an ihrer Vorderfront einen Laubengang mit Säulen umfassten. Ihre Grundmauern sind ebenfalls am Elisengarten entdeckt worden.
Mehr als 5.200 Besucher nahmen an Führungen teil
Die Ausgrabungsstätte war als temporäre Station des Projektes “Route Charlemagne” für die Öffentlichkeit während der gesamten Zeit durchgängig geöffnet. Darüber hinaus veranstaltete Stadtarchäologe Andreas Schaub über 60 Führungen, darunter viele Sonderführungen für Schulklassen. Insgesamt haben über 5.200 Besucher daran teilgenommen. Das Interesse der Menschen an ihrer Geschichte war überwältigend.
Haaren Burghöhenweg
Am Burgberg in Haaren ist seit langem eine künstliche Wallanlage unbekannter Zeitstellung bekannt. Im Vorfeld geplanter Baumaßnahmen hat die Stadtarchäologie 2008 einen 50 m langen Suchschnitt über die Geländekuppe gezogen. Neben einem jungsteinzeitlichen Werkzeug fanden sich nur wenige spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Keramikscherben, wie sie üblicherweise auf den meisten Äckern durch Abfallentsorgung früherer Tage nachzuweisen sind. Das Rätsel der Befestigung vom Burgberg konnte also (noch!) nicht gelöst werden.
Ursulinerstraße
Die derzeit noch laufende Baumaßnahme an der Ursulinerstraße 7/9 wurde seit 2008 archäologisch begleitet. Nach einer Voruntersuchung der Stadtarchäologie wurde die Hauptmaßnahme durch die Firma Archeonet (Bonn) unter Leitung von Michael Wiehen M.A. durchgeführt. Erwartet wurden römische Fundamente und mittelalterliche Siedlungsreste. Völlig überraschend war eine römische Mauer noch bis zu 1,60 m aufgehend erhalten.
Vor fast 2000 Jahren diente das Mauerwerk als südliche Rückwand der Portikus, die am Hof als Rekonstruktion wiederaufgebaut wurde. Das Gesamtbauwerk hatte die imponierende Höhe von ca. sieben Meter bei einer Breite von ca. acht Meter. Durch das große Entgegenkommen der Bauherren (Büro Medefindt/Dollmann, Aachen) wird der Befund künftig für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Gallo-Römischer Tempelbezirk (Varnenum)
Votivinschrift an den Gott Varneno
Das bronzene Schrifttäfelchen ist in Form einer so genannten tabula ansata gebildet. Es war ursprünglich an einem Weihegeschenk (Votiv) angebracht. Die eingepunzte Schrift lautet:
DEO VARNENONI
M(ARCUS) FUCISSIUS SECUND
DUS SEXVIRALIS AUG
USTORUM C(OLONIA) C(LAUDIA) (A(RA) A(GRIPPINENSIUM)
VOTUM SOLVIT
Übersetzung:
Dem (Gott) Varneno hat Marcus Fucissius Secundus aus dem Sechsmänner-Kollegium der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) sein Gelübde eingelöst.
Das Sechsmännerkollegium war für die Überwachung und Ausübung des Kaiserkults zuständig.